Das neue Heft (Heft 2/2016) von o-bib : das offene Bibliotheksjournal, der vom VDB herausgegebenen Open-Access-Zeitschrift, enthält einen Beitrag von der HdM-Absolventin Kristina Fischer und mir. Dieser ist vielleicht für einige der hier Mitlesenden interessant, auch wenn es darin ausnahmsweise einmal nicht um RDA geht: Der Einsatz der Personalgruppen in der Sacherschließung an wissenschaftlichen Bibliotheken - Ergebnisse einer Umfrage.
Zum Anlesen hier der erste Absatz:
"In einem Aufsatz von 2014 beschäftigten sich Heidrun Wiesenmüller und Dagmar Kähler mit der Frage, ob ein einschlägiges Fachstudium zwingend nötig sei, um qualitätvolle Sacherschließung zu betreiben. Die Autorinnen stellten in diesem Zusammenhang fest: "Bisher gibt es keine empirische Studie, in der die Verteilung der Sacherschließungsleistung auf Personen mit und ohne einschlägiges Fachstudium untersucht wird." In einer Bachelorarbeit an der Hochschule der Medien in Stuttgart wurde nun von Kristina Fischer mit einer Umfrage untersucht, welche Personalgruppen in deutschen Bibliotheken im Bereich der Sacherschließung eingesetzt werden, in welchem Umfang und in welcher Form dies geschieht und wie die Haltung der betroffenen Kolleginnen und Kollegen dazu ist. Eine wichtige Frage dabei war, wie der Einsatz von Diplom- bzw. Bachelor-Bibliothekarinnen und -Bibliothekaren in der Sacherschließung eingeschätzt wird. Die Ergebnisse dieser Umfrage wurden für den hier vorgelegten Beitrag nochmals vollständig gesichtet, analysiert und interpretiert."
Das war eine Frage, die mich schon lange interessiert hatte. Deshalb bin ich Frau Fischer sehr dankbar, dass sie für ihre Bachelorarbeit eine entsprechende Umfrage durchgeführt hat. Für diejenigen, die nicht den ganzen Aufsatz lesen wollen, zitiere ich im Folgenden auch noch das Fazit:
"Heidrun Wiesenmüller und Dagmar Kähler hatten vermutet, dass Sacherschließung nicht zwingend
in der Hand von Personen mit Fachstudium liege, sondern sich "in der Praxis an deutschen Wissenschaftlichen Bibliotheken (...) ein weitaus bunteres Bild" zeige. Die Ergebnisse der Umfrage
von
Kristina Fischer haben dies nachdrücklich bestätigt. Zwar bilden Angehörige des höheren Dienstes
weiterhin das Rückgrat der Sacherschließung. Doch zeigt das Ergebnis der Stichprobe, dass an
vielen Bibliotheken auch Diplom- bzw. Bachelorkräfte eingebunden sind. In der Regel funktioniert
dies offenbar sehr gut und bringt Vorteile für alle Beteiligten - u.a. eine schnelle und effiziente Medienbearbeitung, eine Entlastung der Fachreferentinnen und Fachreferenten sowie
interessante
und abwechslungsreiche Aufgabenbereiche für den gehobenen Dienst.
Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Umfrage ist die enorme Vielfalt der existierenden Modelle für eine Aufgabenteilung zwischen unterschiedlichen Personalgruppen. Dies zeigt, dass es keine Patentrezepte gibt und dass jede Bibliothek den für ihre Situation optimalen Mix bei der Verteilung der Aufgaben in der inhaltlichen Erschließung finden muss.
Bewusst wurden in der Umfrage auch persönliche Haltungen ermittelt. Zu bedenken ist dabei allerdings, dass es sich bei den Befragten ausschließlich um Personen handelt, die selbst in der Sacherschließung aktiv sind. Der Einsatz des gehobenen Dienstes in der Sacherschließung wird überwiegend positiv gesehen, wobei allerdings die Zustimmung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem höheren Dienst geringer ist als die der übrigen Befragten. In den Haltungsfragen zeigt sich außerdem eine hohe Wertschätzung für die Sacherschließung im Aufgabenspektrum des höheren Dienstes: Auf breiter Linie abgelehnt werden die Thesen, dass Sacherschließung durch den höheren Dienst zu teuer sei und dass andere Aufgaben wichtiger seien."
Im selben Heft ist übrigens ein Bericht über die diesjährige InetBib-Tagung aus meiner Feder erschienen, der auch eine kurze Zusammenfassung meines eigenen Vortrags zur "Sacherschließung in einer RDA-Welt" enthält (auf S. 88; vgl. dazu auch den Blog-Beitrag). Diesen Vortrag habe ich mittlerweile unter dem Titel "Sacherschließung unter FRBR und RDA in Theorie und Praxis" ausformuliert und bei o-bib zur Begutachtung eingereicht. Er wird voraussichtlich im nächsten Heft veröffentlicht werden (Heft 3/2016, erscheint im September).
Und bei der Gelegenheit noch ein kleiner Werbeblock für o-bib (ich gehöre zum Herausgeber-Team): Sie können unsere Open-Access-Zeitschrift unterstützen, indem Sie sich als LeserIn registrieren - dann erhalten Sie auch immer eine Nachricht, wenn ein neues Heft veröffentlicht wurde. Wir freuen uns besonders darüber, wenn Sie auch die Rolle "GutachterIn" ankreuzen und Ihre Fachgebiete angeben. Damit erklären Sie Ihre Bereitschaft, sich am Peer Review zu beteiligen, d.h. Sie bekommen dann gelegentlich einen Beitrag mit der Bitte um Begutachtung zugewiesen (vgl. die Informationen zum Peer-Review-Prozess). Und natürlich dürfen Sie auch sehr gerne als AutorIn aktiv werden und selbst einen Beitag für die Zeitschrift einreichen (vgl. die Informationen für AutorInnen). Wir sind offen für alles, was für ein bibliothekarisches Publikum von Interesse ist!
Heidrun Wiesenmüller
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